ART | Steinfugenzeit

Ich sehe die Fugen eines Mosaiks gerne als Analogie für den “Fluss des Lebens”. So sind es die einzelnen Teile – manchmal auch Scherben – die unsere Lebensabschnitte miteinander verbinden oder voneinander trennen. Sie bestimmen, wie unsere Lebensbruchstücke angeordnet sind, welche uns näher sind und von welchen wir weiter entfernt sind.

Ein Mosaik entsteht durch eine Vielzahl einzelner Bruchstücke. Diese allein ergeben oft kein erkennbares Bild; viele von ihnen betrachten wir gar als nicht schön oder wertvoll. Doch wenn wir einen Schritt zurücktreten, können wir in den Fugen den Weg erkennen, den wir gegangen sind. Erst durch die Verbindung all dieser Einzelstücke entsteht das einzigartiges und wunderschönes Gesamtbild, das wir dann als unser Leben bezeichnen.

In meinen Mosaikwerken betrachte ich die Fuge als gleichwertig wichtiges gestalterisches Element wie das gewählte Material selbst. Dabei verwende ich sie zum Teil als Hauptelement der Gestaltung oder ich lasse sie in den Hintergrund treten, wo sie verbindend und sanft zeichnend wirkt.

Unabhängig davon in welcher Farbe oder Form, ob aufsteigend oder versteckt sie in Erscheinung treten, sind es doch die Fugen, die jedes Mosaik einen.

Und dann erkennen wir: Die Fuge trennt nicht – sie verbindet, alles mit allem.

Carmen Albrecht